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Jugendliche haben in Viechtach im Bayerischen Wald eine Kampagne gestartet, um das Fahrradfahren attraktiver zu machen. Mit ungewöhnlichen Aktionen versuchen sie, das Bewusstsein bei den Menschen zu verändern und ihre Heimatstadt fahrradfreundlicher zu machen. Die Erfindung der E-Bikes hilft ihnen dabei.
Die Mönchshofstraße in Viechtach ist so etwas wie eine Hauptverkehrsader. Sie führt mitten durch die Stadt und an normalen Tagen gehört sie fast ausschließlich dem motorisierten Verkehr. Im Mai 2021 war das anders: Ein Wochenende lang hatten hier die Radfahrer Vorfahrt. Alle Pkw-Stellplätze wurden annulliert und mit Sprühkreide wurde ein Pop-Up-Radweg auf dem Straßenbelag markiert. Die Realisierung dieses »Wochenend-Radwegs« war eine von vielen spektakulären Aktionen, die der Jugendrat Viechtach im Rahmen seiner 2021 gestarteten Mobilitäts-Kampagne #VITradelt umgesetzt hat.
Im Jahr 2022 wurde der Jugendrat Viechtach für #VITradelt mit dem Bayerischen Klimaschutzpreis ausgezeichnet. »Ihr seid ein echtes Vorbild«, sagte Staatsminister Thorsten Glauber bei der Preisverleihung über die Initiatoren. »Mit der Fahrrad-Kampagne zeigt ihr, wie sich das Rad als nachhaltiges Verkehrsmittel im Bayerischen Wald verstärkt nutzen lässt«, so der Minister.
Und das ist keine einfache Aufgabe: Viechtach ist eine Kleinstadt mit rund 8.500 Einwohnerinnen und Einwohnern im Herzen des Bayerischen Waldes. Fahrradfahrerinnen und -fahrer gab es in dieser Region lange Zeit allenfalls als Ausflugstouristinnen und -touristen oder Radsportlerinnen und -sportler. Für den Alltagsverkehr war das Rad auf den steilen Bergstraßen kaum zu gebrauchen. »Das aber hat sich jetzt geändert, das E-Bike war für uns der Game Changer«, sagt Theresa Raith, die zum Jahr 2022 Teil des Jugendrats war. Mit der Ausbreitung der Elektrofahrräder habe sich der Radius für Alltagsradlerinnen und -radler deutlich vergrößert. Bisher seien junge Leute schon früh auf eine Motorisierung angewiesen gewesen, wenn sie zur Arbeit kommen oder Freundinnen und Freunde treffen wollten. »Jetzt sind Fahrräder eine echte Alternative für die Mobilität im Alltag geworden«, sagt Raith.
Mit seiner Kampagne #VITradelt – der Name leitet sich vom Viechtacher Kfz-Kennzeichen ab – verfolgte der Jugendrat zwei Ziele: Werbungmachen fürs Fahrradfahren und eine Verbesserung der Infrastruktur. So wurden in Viechtach zusätzliche Fahrradständer aufgestellt, an vielen Orten wurden Bordsteine abgesenkt und es wurden zwei öffentlich zugängliche Werkstattstationen eingerichtet, an denen man sein Fahrrad reparieren kann. 2022 schließlich haben die Mitglieder des Jugendrates mit viel Eigenleistung einen Bike-Park angelegt, der bis heute rege genutzt wird. Aktuell erarbeitet der Landkreis Regen, zu dem Viechtach gehört, ein Radwegekonzept. Auch hier bringen sich die jungen Leute mit ein.
»Die Stadt Viechtach verändert ihr Gesicht im Moment sehr deutlich. Und man spürt, dass die Jugendlichen hier mitreden und mitgestalten«, sagt Jugendpfleger Marco Lorenz, der das Gremium begleitet. Der Jugendrat von Viechtach besteht seit dem Jahr 2016. Die Mitglieder sind zwischen 14 und 21 Jahren alt. »Die Jugendlichen sollen hier ihre Interessen formulieren können«, sagt Lorenz. Dabei sei Nachhaltigkeit in diesem Gremium schon immer ein Thema gewesen. Neben den Aktionen zum Thema Mobilität organisieren die Jugendlichen zum Beispiel Kleiderbörsen für gebrauchte Textilien oder veranstalten Kochevents auf örtlichen Bauernmärkten. Auch Umweltminister Glauber findet bemerkenswert, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz generell »die Basis allen Handelns« beim Viechtacher Jugendrat ist: »So sollte es eigentlich bei jedem sein!«, sagt der Minister.
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