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Eine Photovoltaik-Anlage, so groß wie zwei Handballfelder: In Würzburg haben Ordensfrauen ein in Bayern bislang einmaliges Projekt in Angriff genommen. Auf dem Dach ihres denkmalgeschützten Klosterbaus aus der Barockzeit haben sie ein Solarkraftwerk installieren lassen – trotz diverser Bedenken und technischer Schwierigkeiten.
Die Kongregation der Schwestern des Erlösers ist im 19. Jahrhundert gegründet worden. Jahrzehntelang haben die Ordensschwestern in ganz Unterfranken als Krankenpflegerinnen und Kindererzieherinnen gewirkt. Heute leben noch 70 Schwestern im Mutterhaus des Ordens im Herzen der Würzburger Altstadt. Der Altersdurchschnitt der Klosterschwestern liegt bei 85 Jahren.
Um den aus dem Anfang des 18. Jahrhundert stammenden Klosterbau trotz der Überalterung des Konvents auch in Zukunft als spirituelles Zentrum zu erhalten, beschlossen die Schwestern, ihr Haus in die Stadtgesellschaft hinein zu öffnen. Im Rahmen einer Generalsanierung entstanden unter anderem ein Café und Ausstellungsräume. Der Innenraum der Klosterkirche wurde umgestaltet, die Kirche energetisch saniert. Außerdem hat die Universität Würzburg Teile des Mutterhauses angemietet und nutzt die Räume für Forschung und Lehre.
Krönung des Sanierungsprojektes war die Installation einer PV-Anlage mit einer Jahresleistung von mehr als 130.000 kW/h auf dem Dach des Gebäudes. Ein Pilotprojekt: Denn erstmals in Bayern wurde in Würzburg eine solche PV-Anlage auf einem sogenannten Großdenkmal eingerichtet. Mehr als 1.500 Quadratmeter Dachfläche wurden mit insgesamt 19.000 speziellen PV-Dachziegeln eingedeckt. Eine Herausforderung für die Planenden und die Handwerksleute.
Weil die PV-Ziegel deutlich schwerer sind als konventionelle Dachziegel, musste beispielsweise genau berechnet werden, ob die Tragestruktur des teilweise aus der Barockzeit stammenden Altbaus diesem Gewicht gewachsen ist, wie die Hausarchitektin der Erlöserschwestern, Sandra Räder, erläutert. Eine weitere Schwierigkeit: »Ein klassischer Dachdecker hat mit Elektroinstallation bisher nichts zu tun gehabt«, sagt Sandra Räder über das Problem, kompetente Fachleute für das Projekt zu finden.
Neben der Technik stellte der Denkmalschutz die größte Herausforderung dar: Bisher gibt es PV-Dachziegel nur in der Farbe schwarz. Weil die Auflagen für das Dach des Mutterhauses aber die Farbe rot vorsahen, mussten die 19.000 Dachziegel mit einer Farbfolie überzogen werden. Problem: Die Solarzellen verlieren durch diese Folie rund 30 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit. Sandra Räder rechnet vor: »Normalerweise amortisieren sich die Kosten für eine Photovoltaik-Anlage in sechs bis sieben Jahren. Wir werden etwa zehn Jahre zusätzlich benötigen.«
Für das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege ist »die Lösung mit Solardachziegeln in ihrer Dimension einmalig und kann daher ein Modell für weitere Großprojekte darstellen«. Aber wäre es angesichts dieser Schwierigkeit nicht klüger gewesen, mit der Installation des Solardachs noch einige Jahre zu warten, bis es bessere technische Lösungen gegeben hätte? – »Nein«, sagt Architektin Räder. Denn auch wenn die PV-Technik hier noch in den Kinderschuhen stecke. »Es muss jemand vorangehen. Nur wenn Technik die gerade auf dem Markt ist, auch eingesetzt wird, kann es eine Weiterentwicklung geben.« Allen, die ähnliche Projekte mit denkmalgeschützten Bauwerken planen, rät sie deshalb: »Lieber jetzt anfangen und nicht abwarten.«
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