Seite wird geladen ...
Bei der Produktion von regenerativer Energie ist die kleine Ortschaft Fuchstal im Landkreis Landsberg schon seit vielen Jahren führend. Jetzt leistet man dort auch in Sachen Energie- und Wärmespeicherung Pionierarbeit. Mittlerweile ist Fuchstal zu einer Art Pilgerstätte für die Kommunalpolitik, Technikbranche und Wissenschaft geworden. Sie alle wollen in Fuchstal lernen, wie Energiewende geht.
Um ein Haar wäre die Energiewende in der Gemeinde Fuchstal schon zu Beginn gescheitert: Bei einem Bürgerentscheid im Jahr 2014 erhielt der Plan zum Bau eines Windparks in der Gemeinde nur eine knappe Mehrheit von zwei Prozentpunkten. Zehn Jahre später gilt die 4.000-Einwohner-Ortschaft südlich von Landsberg als Vorzeige-Kommune in Sachen Energiewirtschaft. »Dabei haben wir den Sinneswandel in der Gemeinde förmlich erzwungen«, erinnert sich Gerhard Schmid, der Geschäftsstellenleiter in der Gemeindeverwaltung, an die Anfänge des Projektes und den knappen Ausgang des Bürgerentscheids.
Heute produziert die Gemeinde Fuchstal Strom aus Windkraft, Biomasse und in den gemeindeeigenen Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen – und zwar deutlich mehr als in der Gemeinde selbst verbraucht wird. Die Kommune erzeugte zuletzt rund 40 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr, der Verbrauch liegt bei nur etwa 24 Millionen. Darüber sind einige Hundert Haushalte in Fuchstal an ein Fernwärmenetz angeschlossen, das kontinuierlich weiter ausgebaut wird.
Den vorläufigen Höhepunkt der Energiewende-Aktivitäten in der oberbayerischen Gemeinde aber stellt das Projekt »Energiezukunft Fuchstal« dar: Um den vor Ort erwirtschafteten Überschuss an Strom vor Ort effizienter nutzen zu können, entstand in Fuchstal seit dem Jahr 2020 ein in dieser Form einmaliger Speicher-Park: Zu der Anlage gehören ein 5.000 Kubikmeter fassender Wärmetopf als Pufferspeicher, ein 3,35 MW-Batteriespeicher mit 5,8 MW Leistung und eine sogenannte Power-to-Heat-Anlage. Hiermit wird Wärmeenergie erzeugt und gebunkert und kann bei Bedarf zu einem späteren Zeitpunkt wieder in das Netz eingespeist werden.
Der Pioniergeist in Fuchstal ist auch nach all den Jahren immer noch wach. Die Gemeinde beteiligt sich aktuell an einem Wasserstoff-Pilotprojekt und sie ist auch interessant für die Forschung: »Wir haben hier ein Real-Labor, wie man es sonst nirgendwo findet«, sagt Gerhard Schmid. Alle regenerativen Energieformen und die vielfältigen Speichermöglichkeiten an einem Ort versammelt – so etwas sei einmalig. Wissenschaftler nutzen die Pionier-Gemeinde Fuchstal beispielsweise, um hier Blackout-Szenarios durchzuspielen, und wie solche Katastrophen durch Insellösungen wie in Fuchstal bewältigt werden könnten.
Der Bayerische Klimaschutzpreis 2024 für Fuchstal reiht sich ein in eine ganze Liste von Auszeichnungen und Ehrungen: Bereits 2019 wurde die Gemeinde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft als Bioenergie-Kommune des Jahres prämiert. Und im Jahr 2020 zeichnete das Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie die Gemeinde Fuchstal als »Gestalter der Energiewende« aus.
Die Innovationsfreude auf dem Energiesektor bringt Fuchstal nicht nur Preise ein. Sie weckt auch das Interesse anderer Player. Zwei- bis dreimal pro Woche, sagt Gerhard Schmid, werden in seiner Gemeindeverwaltung Personen aus der Kommunalpolitik, Energietechnik oder Wissenschaft vorstellig, um sich über das Pilotprojekt zu informieren. Bei seinen Gesprächen mit solchen Interessentinnen und Interessenten setzt der Geschäftsstellenleiter auf klare Worte: »Was wir hier erreicht haben, lässt sich nicht einfach kopieren. Es ist über einen Zeitraum von 15 Jahren kontinuierlich gewachsen.« Und dennoch will Gerhard Schmid anderen Mut machen: »Wir haben zu Beginn gar nicht viel nachgedacht. Wir haben einfach angefangen – weil wir überzeugt sind von dem, was wir tun.«
Sollte Ihnen das Video nicht angezeigt werden, finden Sie das Video auf unserem YouTube-Kanal.