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Wenn Wiesen- und Ackergrund vererbt wird an Menschen, die mit Landwirtschaft eigentlich nichts mehr zu tun haben, dann drohen oftmals Konflikte: etwa wenn sich die neuen Eigentümerinnen und Eigentümer eine nachhaltigere und klimafreundlichere Bewirtschaftung ihrer Böden wünschen, als von der pachtenden Landwirtschaft praktiziert. Dann ist das ein Fall für die Umweltingenieurin Lioba Degenfelder. Sie bringt Personen mit Flächeneigentum und Pachtende an einen Tisch. Am Ende sollen alle Seiten gewinnen – die Landwirtschaft, die Verpachtenden und die Natur.
Die Kundschaft von Lioba Degenfelder könnte unterschiedlicher kaum sein. »Zu mir kommt die niederbayerische Großmutter in der Kittelschürze genauso wie die Yoga-Lehrerin aus München«, sagt die Umweltingenieurin und Gründerin des Projekts »A.ckerwert – Verpachten für Mensch und Natur«. Ihr Klientel hat bei aller Verschiedenheit eines gemeinsam: Sie sind – meist durch Erbschaft – in den Besitz von Agrarflächen gekommen, die sie nicht mehr selber bewirtschaften. »Oft wissen die Leute nicht einmal, wo sich die betreffenden Grundstücke befinden, geschweige denn, wie sie aktuell genutzt werden«, sagt Lioba Degenfelder. Aber diese Menschen seien sich einig in dem Wunsch, dass ihre Flächen möglichst nachhaltig und klimafreundlich bewirtschaftet werden. »Im Idealfall stehen wir dann zu dritt – der Eigentümer, der Landwirt und ich – am Feldrain und überlegen gemeinsam, was hier gemacht werden kann«, beschreibt Degenfelder ihre Tätigkeit als Beraterin. Mal wird eine Änderung der Fruchtfolge vereinbart, mal eine Bewirtschaftungspause, mal die Pflanzung einer Hecke: »Jede Fläche, jede Lösung ist anders«, sagt Lioba Degenfelder.
Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber nennt Lioba Degenfelder eine »Brückenbauerin«. Mit »A.ckerwert« habe sie eine Beratungslücke geschlossen, die sich bisher zwischen der Landwirtschaft und Menschen mit Flächenbesitz aufgetan habe, lobte der Minister anlässlich der Verleihung des Bayerischen Klimaschutzpreises. Durch ihre Beratung übernähmen neben der Landwirtschaft jetzt auch viele Personen mit Agrarflächeneigentum Verantwortung für eine nachhaltigere Flächenbewirtschaftung. »Mit der damit verbundenen Bodenaufwertung leistet Ihr Projekt einen großen und nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz«, sagte der Minister über die Arbeit der Preisträgerin.
An die 200 Klientinnen und Klienten hat Lioba Degenfelder von ihrem Büro im niederbayerischen Weihmichl aus in den vergangenen vier Jahren bei solchen Flächentransformationen begleitet. Bei vielen dieser Beratungen war Fingerspitzengefühl gefragt. »Die Yoga-Lehrerin auf der einen Seite, der Landwirt auf der anderen. Und jeder sitzt in seiner Blase: Das ist ein Pulverfass«, so beschreibt die Umweltingenieurin die manchmal schwierige Ausgangssituation. Ihre Strategie lautet: Erst ins Gespräch kommen, dann gemeinsam Ideen und Lösungen entwickeln. In den allermeisten Fällen sei das auch geglückt. »Es war nur eine Handvoll Fälle, bei denen wir nicht zusammengekommen sind«, zieht Lioba Degenfelder Bilanz aus ihrer Tätigkeit.
Das mit dem Bayerischen Klimaschutzpreis verbundene Preisgeld hat Lioba Degenfelder unter anderem in die Schaffung einer »Dialogwerkstatt für Frauen auf dem Land« investiert. Auch hier geht es ihr darum, Menschen unterschiedlicher Wurzeln und Weltanschauungen miteinander ins Gespräch zu bringen. Daneben kümmert sich Lioba Degenfelder um den weiteren Ausbau des Projekts »A.ckerwert«. Ab dem Jahr 2025 soll es landesweit entsprechenden Beratungsstellen geben. Dafür sollen nach und nach die regionalen Landschaftspflegeverbände als Projektpartner ins Boot geholt werden. Lioba Degenfelders nächstes Ziel: »Wir wollen, dass das ein bayernweites Projekt wird.«
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